Zum Seiteninhalt springen

Als Gesundheits- und Krankenpflegerin Weronika Jakubowska im April 2020 ihre Stelle auf der Intensivstation im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg antritt, ist sie gleich mittendrin in der Pandemie und der Behandlung schwer kranker und sterbender Covid-19-Patientinnen und -Patienten, noch bevor es viel Wissen über diese neue, hochansteckende Krankheit, weder Tests noch einen Impfstoff gibt. „Die Situation war für uns alle neu. Das hat uns zusammengeschweißt. Wir haben uns gegenseitig motiviert, gemeinsam Lösungen gefunden.

Es musste gehen, also ging es“, sagt die 24-Jährige. Alle Abläufe für die Zeit im Patientenzimmer mussten sich einspielen. „Wenn ich nach dem aufwändigen Anlegen der Schutzkleidung erstmal im Zimmer bin, kann ich nicht wie sonst einfach schnell noch mal rausgehen, wenn ich etwas vergessen habe“, erläutert Schwester Weronika. Patient versorgen, Material in den Schränken auffüllen, Geräte prüfen – ohne perfekte Organisation und Abstimmung geht es nicht.

Zwei Stunden kann das dauern. Bis zu zehn Spritzen versorgen einen beatmeten Coronapatienten in Bauchlage über die Schläuche mit Medikamenten. Jede hält unterschiedlich lang, keine darf vor dem nächsten Wechsel zu Ende gehen. Timing ist alles. Soll ein beatmeter Patient von drei Pflegekräften und einem Arzt oder einer Ärztin auf den Bauch gewendet werden, muss jeder Handgriff sitzen, damit der Beatmungsschlauch in der richtigen Position bleibt, die Medikamentenleinen nicht verheddern und die Versorgung nicht unterbrochen wird.

Bei allem soll die Menschlichkeit nicht zu kurz kommen, gerade wenn Besuche von außen nicht möglich sind. „Wir sind oft der einzige Kontakt, der Familienersatz“, sagt die Barnimerin. Sie versucht, sich an den Wünschen der Patienten zu orientieren, ihnen ein wenig Selbstbestimmung zu ermöglichen. Erst waschen oder erst essen? Aufsetzen und zum Sessel gehen? Das ist bei den geschwächten Patientinnen und Patienten, die viel Hilfe brauchen, für beide anstrengend.

Schwester Weronika spricht ihnen gut zu, weist auf die Fortschritte hin, wenn alles sinnlos erscheint, und macht ihnen Hoffnung. Kreativ ermöglicht sie Abwechslung und Kontakt zu den Angehörigen. Die stellen sich draußen vor das angekippte Fenster, geben am Eingang Lesestoff oder Fotos ab. Schwester Weronika besorgt auch mal ein Eis – „gegen das KrankenhausFeeling“.

Die Freude ist groß, wenn ein Patient es endlich geschafft hat und nach Hause gehen kann. Das Schlimmste: Wenn ein Patient nach wochenlangem Ringen doch stirbt, obwohl er noch recht jung ist. Weronika Jakubowskas Motivation mit und ohne Corona: „Nach der Schicht nach Hause zu gehen und zu wissen, man hat geholfen, dass es Menschen besser geht.“